Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ein Land steht vor der Wahl

Ob im Dalla-Dalla (Kleinbus), beim Essen oder in den Gemeinden: Ein Thema beherrscht die täglichen Gespräche im Moment wie kein anderes - die kommende Wahl. Am 25. Oktober werden in Tanzania ein neuer Präsident, ein neues Parlament sowie Kommunalregierungen gewählt. Die Spannung steigt, denn die Endphase des Wahlkampfs hat begonnen.

Im Fokus steht dabei die Präsidentschaftswahl, denn durch diese Wahl könnte es zum ersten Regierungswechsel seit der Gründung Tanzanias 1964 kommen. Die regierende Partei CCM (Chama cha Mapinduzi - Partei der Revolution) ging aus der von Julius Nyerere geführten TANU hervor und ist seitdem an der Macht. Doch der Unmut über die schleppend verlaufende Entwicklung des Landes sowie zahlreiche Korruptionsskandale wächst schon länger. Der seit 2005 amtierende Präsident Jakaya Kikwete steht unter harter Kritik beispielsweise wegen Korruptionsvorwürfen innerhalb der Regierung oder wegen neu eingeführten Gesetzen zur Einschränkung der Pressefreiheit.
Das neue Motto lautet: Mabadiliko - Veränderungen. Dies wird vor allem von der jüngeren Generation gefordert. Ein verbessertes Gesundheitssystem, gute Schulbildung für alle, mehr Arbeitsplätze, die Überarbeitung der seit 1977 existierenden Verfassung...
Obwohl es einige Präsidentschaftskandidaten gibt, ist doch eindeutig, dass die Entscheidung zwichen zwei Kandidaten fallen wird: Dr. John Pombe Joseph Magufuli, dem Kandidaten der CCM und Edward Lowassa von der Oppositonspartei CHADEMA  (Chama cha Demokrasia na Maendeleo - Partei der Demokratie und Entwicklung). Eine Koalition verschiedener Oppositionsparteien hat sich darauf geeinigt, geschlossen Edward Lowassa zu unterstützen. Dadurch erhält die CHADEMA so viele Unterstützer/innen wie noch nie. Interessant ist dabei allerdings, dass Lowassa selbst Mitglied der CCM war und erst zur CHADEMA wechselte, weil er bei der CCM nicht als Präidentschaftskandidat nominiert wurde. Ihm folgten viele.

Der Wunsch nach Veränderungen ist gewaltig, sodass das politische Interesse so groß ist wie noch nie. Es wird von einer sehr hohen Wahlbeteiligung ausgegangen. Um zu wählen, musste man sich bereits vor Monaten registrieren. Die Stimme für den Präsidenten darf dabei im ganzen Land abgegeben werden, während dies bei der Parlaments- und Kommunalwahl nur im Heimatort möglich ist. Briefwahl gibt es nicht.
Im Moment finden die letzten Wahlkampagnen der Kandidaten und zahlreiche Menschenversammlungen statt, überall hängen Wahlplakate, Menschen dekorieren ihre Häuser und Verkehrsmittel zum Beispiel mit Fahnen und Plakaten der Partei, die sie unterstützen, es gibt sogar Stoffe und Armbänder in den passenden Farben. Die meisten Menschen bekennen sich mit Stolz zu ihrer Partei und diskutieren gern und heftig mit anderen darüber. Allerdings hört man auch, dass die CCM Stimmen gekauft hat bzw. Menschen bezahlt, die an ihren Wahlkampagnen teilnehmen.

Für mich ist es beeindruckend zu erleben, mit wie viel Spannung, Energie und Interesse die Menschen auf diese Wahl hinfiebern. Von Gleichgültigkeit, die bei vielen Menschen in Deutschland vor der Wahl zu spüren ist, kann keine Rede sein. Ich bin sehr gespannt, wie sich Tanzania entscheiden wird und fiebere auch als Außenstehende der Ergebnisverkündigung entgegen.

Eindrücke von Wahlveranstaltungen der CHADEMA (Fotos von Margarethe Reuter):

Edward Lowassa in Moshi


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