Samstag, 19. Dezember 2015

Alles Afrika?

Wie geht es dir in Afrika? ...in Afrika ist es ja schon gefährlich... Wie feiert man denn in Afrika Weihnachten? Wie machen denn die Afrikaner das? ...dieser afrikanische Stil...

Wie oft höre oder lese ich solche Aussagen.
Jaa, ich bin tatsächlich auf dem afrikanischen Kontinent. Jedoch wohne ich in Tanzania. Allein Tanzania, als eines von 54 afrikanischen Staaten, ist beispielsweise mit etwa 125 verschiedenen Sprachen, verschiedenen Religionen, die miteinander leben, und klimatisch so unterschiedlich geprägten Regionen so vielfältig und bunt, dass es schon schwierig ist, allgemeine Aussagen für Tanzania zu treffen. Wie können wir dann erst recht solche Aussagen über ganz Afrika, einen riesigen Kontinent, treffen, auf dem doch so viele verschiedene Menschen und Kulturen in so vielen verschiedenen Regionen in so vielen verschiedenen Verhältnissen leben? Nein, das können wir nicht.
Es ist nicht alles afrikanisch. Das hier ist Tanzania. Und obwohl ich hier lebe, kann ich doch nur meine subjektiven Eindrücke wiedergeben, die sich keinesfalls auf alles und jeden in diesem Land verallgemeiern lassen.

Allein Tanzania ist so vielfältig:


Donnerstag, 17. Dezember 2015

Rückblick - Ordination meines Kollegen Kimathi zum Diakon

Nach sechs Jahren (drei Jahre Schule und drei Jahre Arbeit) wurden in Faradja sechs Diakone ordiniert, darunter auch Kimathi, unser Kollege. Dafür fand in Faradja, dem Ort der Diakonenschule an der Westseite des Kilimanjaros, ein festlicher Gottesdienst statt, der von zahlreichen Chören, vielen Pfarrern, Diakonen und dem alten Bischof gestaltet wurde und 4,5 Stunden! andauerte.

Einzug aller Brüder 
Der alte Bischof Shao ordinierte die
Diakone (der amtierende Bischof war
wegen Pfarrerordinationen verhindert)
... die 6 ordinierten Brüder...
das Festobjekt (im karierten Jacket) mit Familie
und Freunden

Freitag, 11. Dezember 2015

Hapa kazi tu!

Hier gibt's viel zu tun - nur die Arbeit zählt! So lautet das Motto des im Oktober neu gewählten Präsidenten Magufuli. Und das bekamen wir auch am vergangenen Mittwoch, dem 09. Dezember - dem Unabhängigkeitstag zu spüren.
Dieser Feiertag erinnert an das Erreichen der Unabhängigkeit des damaligen Tanganyikas (Festland Tanzanias, damals noch nicht mit Sansibar zu Tanzania vereint) vom Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland. Nach der Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg wird das Gebiet Deutsch-Ostafrika (Tanganyika, Burundi, Ruanda) unter britischen und belgischen Truppen aufgeteilt, sodass Tanganyika seit 1921 unter britischem Mandat steht. Obwohl das Vereinigte Königreich den Tanganyikanern Mitspracherechte einräumt und das Land sich trotz britischer Verwaltung und Kontrolle eigenständig entwickelt, werden in den 50er Jahren Unabhängigkeitsrufe lauter. Schließlich erlangt Tanganyika am 09. Dezember 1961 unter der Führung Julius Nyereres die Unabhängigkeit vom Vereinigtem Königreich.
Dieser Tag wurde in den vergangenen Jahren mit Militärparaden und Festen im ganzen Land gebührend gefeiert. Mit der Begründung, dass es beschämend wäre, riesige Geldsummen in solche Feierlichkeiten zu investieren, während die Menschen im Land an Cholera sterben, sagte Präsident Magufuli all diese Dinge ab und ordnete stattdessen im ganzen Land eine Putz- und Sauberkeitskampagne an. Das heißt, alle Menschen sollten an ihrem Arbeitsplatz erscheinen, um für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Das eingesparte Geld soll Krankenhäusern für den Kampf gegen Cholera zugutekommen.
So erhielten auch wir als HuYaMwi-Team die Anweisung, uns nach der morgendlichen Andacht an der Bibelschule einzufinden, um gemeinsam mit allen Studenten/-innen, Lehrer/innen und Mitarbeitern/-innen die Shamba (Feld) zu kultivieren. So hieß es für uns, wildwachsende Büsche komplett zu verschneiden, Wurzeln zu trennen und auszugraben (eine meiner Aufgaben - anstrengender als es klingt (; meine Hände sind gezeichnet), Äste und Gestrüpp wegzuräumen, Futter für die Kühe zu häckseln,... Mit fröhlichem Geplauder und Gesängen machten sich alle motiviert an die Arbeit.
Als Mzungu (=Weißer/Europäer) wurde ich dabei besonders beobachtet, denn viele konnten sich nicht wirklich vorstellen, dass wir Wazungu auch körperlich hart arbeiten können, wo wir doch für alles Maschinen haben. Diesem Vorurteil versuchte ich durch besonders harte Arbeit entgegenzuwirken. Belohnt wurden alle durch ein gutes Mittagessen (ausnahmsweise für Schüler/innen und Lehrer/innen bzw. Mitarbeiter/innen gleich).
Den Nachmittag ließ ich noch durch ein ausgiebiges Volleyballmatch mit Studenten ausklingen, während Sarah sich, nachdem sie ziemlich krank war, noch erholt und schont.





Donnerstag, 26. November 2015

Die kleine Regenzeit

Ein halbes Jahr ist es nun schon her, dass ich aufgeregt und erwartungsvoll im Vorbereitungszimmer der mündlichen Geografieabiturprüfung saß und ganz gespannt den Umschlag mit meinem Thema zog: Die Monsunzirkulation.
Während ich damals die Entstehung und Auswirkungen am Beispiel Indien erklärte, erlebe ich nun hier in Tanzania die praktische Seite dieser großräumigen Luftzirkulation. 
Im Moment erlebe ich die für von Monsunwinden betroffenene Gebiete typische durch den Nordmonsun verursachte kleine Regenzeit: vuli. 
Diese beginnt in der Regel Ende Oktober/Anfang November und dauert bis Dezember an. Allerdings wirkt sich diese regional ganz unterschiedlich aus: Während sich ein von uns etwa eine Stunde entferntes Gebiet über einen Tag Regen in dieser Zeit freut, regnet es bei uns fast täglich, besonders nachts. 
So müssen wir uns bei den Visitations auch ein wenig darauf einstellen, uns zwischendurch unterstellen, andere Straßen/Wege wählen oder im schlimmsten Fall eher abbrechen.
Trotz dieser kleinen Einschränkungen ist dieser Regen ein Segen: Es grünt und die Pflanzen und damit auch viele Nahrungsmittel wachsen und werden reif!

Auf Visitation:


Montag, 23. November 2015

Mahafali – 22. November 2015

HuYaMwi, das Projekt, in dem ich arbeite, gehört zur Bibelschule Mwika, der Chuo cha kilutheri cha biblia na theolojia Mwika. So wohnen wir auch auf dem Campus dieser Hochschule, an der Pfarrer, Evangelisten und Musikstudenten ausgebildet werden. 
Am letzten Sonntag bekamen 102 Schüler, die ihr Studium im Juli beendet haben (oder wie einigige Evangelistenstudenten das Grundstudium, an welches sie jetzt noch ein Aufbaustudium anhängen können), feierlich ihre Zeugnisse überreicht. Für diese Graduationfeier (Mahafali) wurde die ganze letzte Woche alles auf Hochglanz herausgeputzt, aufgebaut und geschmückt. Sogar der Generator wurde noch repariert, um auch gegen Stromausfall gewappnet zu sein. Außerdem übten wir mit dem Chor der Bibelschuele, in dem Sarah und ich seit einiger Zeit mitsingen, täglich, um am Sonntag zu glänzen...
Diese große Feier mit geschätzt 800 Leuten begann mit einem festlichen Einzug und einem Gottesdienst, den zahlreiche Leute mitgestalteten (Direktor und Lehrer der Bibelschule, der Vizebischof (vertrat den Bischof) und andere offizielle Gäste, unser Chor sowie einige andere Chöre aus den Gemeinden der Absolventen,...). Im zweiten Teil erhielten dann alle Absolventen ihre Zeugnisse/Urkunden bis es schließlich gegen 13.30 Uhr (gegen 9 Uhr ging es los) Essen gab. In vielen Gegenden Tanzanias ist es Tradition, dass es zu solchen wichtigen Anlässen und großen Festen Ziege gibt. Diese wird im Ganzen zubereitet und auch im Ganzen zur Schau gestellt, bis sie schließlich nach dem Essen vor allen Gästen zerteilt und das Fleisch, sehr begehrt, verteilt wird. Übigens gibt es bei einem christlichen Fest, anders als es wahrscheinlich bei einem Fest dieser Art in Deutschland üblich wäre, keinen Alkohol. Dafür gibt es für jeden Soda (wie Fanta, Gingerale, Cola, Sprite,...) – durchaus etwas besonderes.

Glücklicherweise hat auch das Wetter gut durchgehalten (der Gottesdienst war auf den Außengelände der Bibelschule), sodass es rundherum ein gelungenes Fest war. Anschließend feierten die meisten Studenten mit ihren Familien und Freunden...

Feierlicher Einzug der Lehrer, Studenten und Gäste musikalisch umrahmt durch Studenten & Lehrer



Familienmitglieder, Freunde und Gäste der Absolventen und der Bibelschule während des Gottesdienstes

Unser Chor: Kwaya ya Chuo 
...eigentlich war die Kleiderordnung schwarz/weiß... (;

Kleiner Scherz: Der passende
Hut zu den Roben der Lehrer (;

Mittwoch, 11. November 2015

Schnappschüsse

Nachdem ich in den letzten Tagen schon mehrfach erinnert wurde, ist es wieder an der Zeit, euch an einigen Erlebnissen teilhaben zu lassen:

Ausflug zum Lake Chala - einem Kratersee, der auf der Grenze zwischen Kenia und Tanzania liegt (schwimmt man weit genug raus, ist man bereits in Kenia):



 
 
An den Wasserfällen in Marangu (ein Nachbarort) gemeinsam mit Freunden von Sarah, die uns besucht haben:
 



 
Außerdem habe ich am letzten Sonntag mit Freunden an den Hängen des Mount Meru, dem mit etwa 4.565 m zweithöchstem Berg Tanzanias, eine Kaffeetour gemacht. Dort wurde uns genau erklärt, wie Kaffeepflanzen angebaut werden, wie und wann die Bohnen geerntet und verarbeitet werden und welche Unterschiede es bei Kaffee gibt. Natürlich gehörte auch eine Verkostung dazu...
 
Übrigens sind die Bohnen erst reif, wenn die Hülle,
die sie umschließt, rot ist.

Die aus der Hülle geschälten Bohnen trocknen

...nach dem Rösten...
(Den Duft müsst ihr euch dazu denken.)
 
Und natürlich möchte ich euch auch noch unseren neuen Mitbewohner vorstellen, der uns hoffentlich hilft, die Ratten fernzuhalten: Hurricane (er macht seinem Namen übrigens alle Ehre und tobt durch das ganze Haus)


Freitag, 30. Oktober 2015

Wahlergebnisse!?

Gestern wurden die endgültigen Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl veröffentlicht. Nachdem an vorhergehenden Tagen schon Ergebnisse einzelner Regionen bekannt gegeben wurden, deutete sich bereits das an, was nun bestätigt wurde:
Der Wahlsieg wurde mit 58% der Stimmen Magufuli und damit der amtierenden Partei CCM zugesprochen. Die CHADEMA mit Lowassa erhielt etwa 39% der Stimmen. Andere Parteien bzw. Kandidaten erhielten vergleichsweise sehr wenige Stimmen (alle unter 1%).

Aufgrund der Aussagen vieler Wahlbeobachter sowie Berichte im Fernsehen ist davon auszugehen, dass die Wahl nicht in allen Regionen geordnet verlief und es bei den Auszählungen Unstimmigkeiten gab. So ist beispielsweise bekannt, dass
  • am Wahltag an einigen Orten Wahlformulare, Tinte u.ä. fehlte, sodass erst am Folgetag gewählt werden konnte.
  • in einigen Orten Wahlurnen mit bereits ausgefüllten Stimmzetteln für die CCM gefunden wurden.
  • das Auszählungssystem der Opposition durch die Polizei gestoppt wurde (Festnahmen und Mitnahme aller Computer).
  • ...
Die Opposition wirft der Wahlbehörde und der Regierungspartei CCM Betrug und Wahlfälschung vor. Edward Lowassa kündigte an, die Ergebnisse nicht zu akzeptieren. 
Auf Sansibar hatte sich bereits am 26. Oktober der Kandidat des Oppositionsbündnisses vorzeitig zum Sieger erklärt. Die Wahlbehörde gab daraufhin am 28. Oktober bekannt, dass die Wahlen annulliert und innerhalb von 90 Tagen wiederholt werden. Diese Entscheidung wurde jedoch auch angefochten...
Besonders auf Sansibar scheint die weitere Entwicklung der Wahlen offen.

Bisher kam es zu keinen größeren Unruhen oder Konflikten. Viele Menschen in meinem Umfeld reagierten enttäuscht. Auch für mich, weil ich das deutsche Regierungs-und Gesetzessystem gewohnt bin, ist es schwer zu begreifen, wie viel Korruption und Manipulation innerhalb der Regierung oder bei Wahlen möglich ist. Doch Tanzania, und das betonen die Tanzanier/innen selbst immer wieder, ist ein friedliches Land und sie gehen nicht davon aus, dass es zu Kämpfen o.ä. kommen wird.
Nun bleibt es abzuwarten, in wie weit gegen die Ergebnisse vorgegangen wird...

Wer mehr wissen möchte: Die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichte einen seriösen und sachlichen Bericht: http://www.kas.de/wf/de/33.43029/




Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ein Land steht vor der Wahl

Ob im Dalla-Dalla (Kleinbus), beim Essen oder in den Gemeinden: Ein Thema beherrscht die täglichen Gespräche im Moment wie kein anderes - die kommende Wahl. Am 25. Oktober werden in Tanzania ein neuer Präsident, ein neues Parlament sowie Kommunalregierungen gewählt. Die Spannung steigt, denn die Endphase des Wahlkampfs hat begonnen.

Im Fokus steht dabei die Präsidentschaftswahl, denn durch diese Wahl könnte es zum ersten Regierungswechsel seit der Gründung Tanzanias 1964 kommen. Die regierende Partei CCM (Chama cha Mapinduzi - Partei der Revolution) ging aus der von Julius Nyerere geführten TANU hervor und ist seitdem an der Macht. Doch der Unmut über die schleppend verlaufende Entwicklung des Landes sowie zahlreiche Korruptionsskandale wächst schon länger. Der seit 2005 amtierende Präsident Jakaya Kikwete steht unter harter Kritik beispielsweise wegen Korruptionsvorwürfen innerhalb der Regierung oder wegen neu eingeführten Gesetzen zur Einschränkung der Pressefreiheit.
Das neue Motto lautet: Mabadiliko - Veränderungen. Dies wird vor allem von der jüngeren Generation gefordert. Ein verbessertes Gesundheitssystem, gute Schulbildung für alle, mehr Arbeitsplätze, die Überarbeitung der seit 1977 existierenden Verfassung...
Obwohl es einige Präsidentschaftskandidaten gibt, ist doch eindeutig, dass die Entscheidung zwichen zwei Kandidaten fallen wird: Dr. John Pombe Joseph Magufuli, dem Kandidaten der CCM und Edward Lowassa von der Oppositonspartei CHADEMA  (Chama cha Demokrasia na Maendeleo - Partei der Demokratie und Entwicklung). Eine Koalition verschiedener Oppositionsparteien hat sich darauf geeinigt, geschlossen Edward Lowassa zu unterstützen. Dadurch erhält die CHADEMA so viele Unterstützer/innen wie noch nie. Interessant ist dabei allerdings, dass Lowassa selbst Mitglied der CCM war und erst zur CHADEMA wechselte, weil er bei der CCM nicht als Präidentschaftskandidat nominiert wurde. Ihm folgten viele.

Der Wunsch nach Veränderungen ist gewaltig, sodass das politische Interesse so groß ist wie noch nie. Es wird von einer sehr hohen Wahlbeteiligung ausgegangen. Um zu wählen, musste man sich bereits vor Monaten registrieren. Die Stimme für den Präsidenten darf dabei im ganzen Land abgegeben werden, während dies bei der Parlaments- und Kommunalwahl nur im Heimatort möglich ist. Briefwahl gibt es nicht.
Im Moment finden die letzten Wahlkampagnen der Kandidaten und zahlreiche Menschenversammlungen statt, überall hängen Wahlplakate, Menschen dekorieren ihre Häuser und Verkehrsmittel zum Beispiel mit Fahnen und Plakaten der Partei, die sie unterstützen, es gibt sogar Stoffe und Armbänder in den passenden Farben. Die meisten Menschen bekennen sich mit Stolz zu ihrer Partei und diskutieren gern und heftig mit anderen darüber. Allerdings hört man auch, dass die CCM Stimmen gekauft hat bzw. Menschen bezahlt, die an ihren Wahlkampagnen teilnehmen.

Für mich ist es beeindruckend zu erleben, mit wie viel Spannung, Energie und Interesse die Menschen auf diese Wahl hinfiebern. Von Gleichgültigkeit, die bei vielen Menschen in Deutschland vor der Wahl zu spüren ist, kann keine Rede sein. Ich bin sehr gespannt, wie sich Tanzania entscheiden wird und fiebere auch als Außenstehende der Ergebnisverkündigung entgegen.

Eindrücke von Wahlveranstaltungen der CHADEMA (Fotos von Margarethe Reuter):

Edward Lowassa in Moshi


Freitag, 16. Oktober 2015

14. Oktober - Nyerere Day

Am Mittwoch, dem 14. Oktober blieben in Tanzania die Schulen und öffentlichen Einrichtungen geschlossen, die meisten Menschen genossen einen freien Tag und es wurde einem für Tanzanias Geschichte wichtigen Menschen gedacht: Julius Nyerere. 
Doch wer ist der Mann, dem ein eigener Nationalfeiertag gewidmet wird?

Julius Nyerere -
1. Präsident Tanzanias
Julius Kambarage Nyerere, 1922 am östlichen Ufer des Victoriasees (damals Nordwest Tanganyika) als eines von 26 Kindern des Stammeshäuptlings der Zanaki geboren, war der erste Präsident Tanzanias und gilt bis heute als Vater der Nation.
Bereits in seiner Ausbildung zum Lehrer, während welcher er als erster Tanganyikaner auch in Schottland studierte, nahm er an vielen politischen Debatten teil. So führte er auch die Organisation Tanganyika African National Union (TANU) an. Ihr Ziel war die nationale Befreiung aus der Kolonialherrschaft Großbritanniens...
Dieses Ziel wurde erreicht, als Julius Nyerere 1961 als Ministerpräsident Tanganyikas sein land in die Unabhängigkeit von Großbritannien führte. 1962 wurde er zum Präsidenten gewählt und konnte 1964 sein land Tanganyika mit Zanzibar zu Tanzania vereinen. Als Präsident stand Nyerere vor großen Herausforderungen, denn in den späten 1960er Jahren war Tanzania eines der ärmsten Länder der Welt. Die Regierung entschied sich mit der Arusha-Deklaration von 1967 für einen sozialistischen Kurs. Nyereres Vision lautete: "Das Ziel des Sozialismus in der Vereinigten Republik Tanzania ist es, eine Gesellschaft zu bauen, in der alle Mitglieder gleiche Rechte und gleiche Chancen haben, in der alle in Frieden mit ihren Nachbarn ohne Leiden oder imposante Ungerechtigkeit oder Ausbeutung leben; [...]" (Nyerere 1968).
Die damit eingeführten Maßnahmen stießen jedoch auch auf Kritik und die wirtschaftliche Situation Tanzanias verschlechterte sich immer weiter. So räumte die Regierung schließlich Fehler ein und Julius Nyerere trat 1985 nach fünf Amtsperioden freiwillig zurück. Dennoch gehört beispielsweise eine beträchtliche Verbesserung des Bildungssystems, die Einführung freier Wahlen oder das Entstehen eines ausgeprägten Nationalbewusstseins in Tanzania zu Nyereres Verdiensten. Bis an sein Lebensende wurde er in Tanzania verehrt und in der ganzen Welt als Mensch von unangreifbarer moralischer Rechtschaffenheit respektiert, dem das Wohlergehen seines Volkes über alles ging. Am 14. Oktober 1999 starb Julius Kambarage Nyerere in einem Londoner Krankenhaus an Leukämie.
(Quellen: Tansania - lonely planet -Reiseführer, https://www.klett.de/alias/1040029)


Für Sarah und mich war der Nyerere Day allerdings kein freier Tag, denn am Montag fuhren wir gemeinsam mit Godbless und Kimathi nach Karatu, eine Gegend am Lake Manyara, westlich von Arusha (mit dem Auto etwa 4-5 Stunden von uns entfernt). Dort besuchten wir von Montag bis Donnerstag verschiedene Gemeinden. Landschaftlich unterscheidet sich Karatu von der Gegend hier um Mwika. Es ist sehr staubig, trocken und erinnert an Steppe. Mir erschien diese Region sehr kontrastreich: Einerseits eine gut ausgebaute Straße, die u.a. viele Touristen zum Ngorongoro-Krater (sehr bekannter und beliebter Nationalpark) und zum Lake-Manyara-Nationalpark führt. An dieser Straße befinden sich viele Lodges und Läden für Safari-Touristen, die diese Gegend touristisch erscheinen lassen. Verlässt man allerdings diese Straße und fährt wenige Kilometer weiter, bietet sich ein ganz anderer Anblick: sehr weitläufige und dünn besiedelte Gemeinden und unausgebaute Wege. Die meisten Familien in dieser Region leben in Lehmhäusern/-hütten. Sie laufen jeden Tag mehrere Kilometer, um Wasser zu holen, oft mit Eseln oder Kühen als Transportmittel. Die wenigsten Familien haben Strom. So erzählte mir der Pfarrer der Gemeinde Qurus (eine riesige Gemeinde mit 5 Kirchen, die teilweise 40 km auseinander liegen), dass es in der ganzen Gemeinde etwa 7 Familien gibt, die Solarzellen haben. Bei einem Notfall läuft man zu diesen, um jemanden telefonisch um Hilfe zu bitten. Es ist bewundernswert und gleichzeitig schockierend zu sehen, unter welchen Bedingungen viele Familien auf oft sehr kleinem Raum leben. In den nächsten Wochen werden wir im Office über die Familien beraten, die wir besucht haben, und es wird entschieden, in wie weit HuYaMwi gemeinsam mit den Kirchgemeinden die einzelnen Familien unterstützen kann. Bei diesen Hilfen geht es beispielweise um die Bezahlung von Schulgeld oder Ausbildungen (z.B. zur Schneiderin), um Matratzen oder in einigen Fällen auch um den Neubau von Häusern.

Eine Kirche in der Gemeinde Qurus
Das Haus einer Familie, die wir besuchten
Ein ausgetrocknetes Flussbett
Blick auf den Lake Manyara und den
zugehörigen Nationalpark
Sarah und ich nach Feierabend (;

Montag, 5. Oktober 2015

Ankunft in Mwika

Am 19. September machten wir (die Freiwilligen, die ihre Einsatzstelle im Norden Tanzanias haben) uns von Morogoro aus auf den Weg Richtung Moshi. Nach 8,5 Stunden Fahrt mit einem großen, bequemen Reisebus kamen wir in Moshi an. Im Bus liefen Musikvideos und ein tanzanischer Gottesdienst über einen Fernseher (später stellte ich fest, dass das in vielen öffentlichen Einrichtungen wie auch in vielen Restaurants der Fall ist). In Moshi übernachteten einige von uns noch eine Nacht im Hostel, bevor ich am nächsten Tag gemeinsam mit Sarah (meiner Mitfreiwilligen von Mission EineWelt) Richtung Mwika in unsere neue Heimat fuhr.
Wir wohnen in einem großen, alten Missionshaus, in welchem sowohl unsere Wohnung als auch das HuYaMwi-Office untergebracht ist. Seit unserer Ankunft haben wir uns nun so langsam eingerichtet, unsere Zimmer gemütlich gemacht, einiges sortiert und aufgeräumt und fühlen uns immer wohler. Wir wurden von allen sehr herzlich aufgenommen und begrüßt, haben schon sehr viele Nachbarn und Leute aus dem Dorf kennengelernt. 

Am Monatg (21.09.) lernte ich die HuYaMwi-Mitarbeiter/in kennen: Diakon Mori - den Chef, Kimathi, Godbless und Ester - die Mitarbeiter. In dieser ersten Woche machten wir bereits einige Visitations: Das heißt, wir besuchen Gemeinden, die mit HuYaMwi zusammenarbeiten, und gehen gemeinsam mit den Fieldworkern (Gemeindearbeitern/innen) in Familien. Dort unterhalten wir uns mit den Menschen und machen uns ein Bild von der Lage. Bei den Familien, die bereits von HuYaMwi unterstützt werden, schauen wir, wie es ihnen geht bzw. wie sie mit der Unterstützung umgehen. Bei neuen Familien erfragen wir die Situation und kommen mit ihnen ins Gespräch, auch über verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Im Moment übernehmen Godbless und Kimathi noch das Reden, während wir versuchen so viel wie möglich zu verstehen. 
Außerdem ist es unsere Aufgabe Waisentreffen mitzugestalten. Diese bieten einen Treffpunkt für alle Waisenkinder der Gemeinde und finden in jeder Gemeinde einmal monatlich samstags statt. Wir suchen uns eine Gemeinde aus, in die wir gehen und gestalten Spiele, während Studenten der Bibelschule eine biblische Einheit vorbereiten. Das erste Waisentreffen, was wir mitgestalteten, fand in der Gemeinde Uuwo mit 50 Kindern statt. Mit unserer wortwörtlichen (;  Vorbereitung erklärten wir die Spiele auf Kiswahili. Es war eine herrliche Stimmung, ausgelassen und fröhlich...

Nach der ersten Arbeitswoche hatten wir diese Woche die Chance in der Familie einer Fieldworkerin zu leben: Einerseits um Kiswahili zu lernen, andererseits auch um ein wenig den Alltag einer tanzanischen Familie kennenzulernen. Für mich war diese Woche eine sehr gute Zeit, denn Joyce und Henry (unsere Gasteltern) nahmen sich viel Zeit für uns, sprachen langsam und deutlich und nannten auch ein fünftes Mal die Bedeutung eines Wortes. Sie ließen uns an ihrem Leben teilhaben, nahmen uns mit in die Schule (beide sind Lehrer), wo wir einige Eindrücke erhaschen konnten. Joyce zeigte uns, wie man Ugali, Uji und Gemüse über dem Feuer kocht. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit, in der ich so viele neue Eindrücke vom Leben hier in Tanzania aufnehmen konnte.
Unser neues Zuhause in Mwika
Auf Erkundungstour in Mwika
Der Kilimanjaro hinter den Wolken
erahnbar...
...und in seiner ganzen Pracht



Sonntag, 4. Oktober 2015

Ankunft in Dar es Salaam - Rückblick Sprachkurs Morogoro


Letzte Besorgungen, Verabschiedungen von allen Verwandten und Freunden, Packen...
...doch nun war er da - der 1. September, an dem wir, das sind 11 Tanzania-Freiwillige des Leipziger und Berliner Missionswerkes, uns auf den Weg machten, um einen einjährigen Freiwilligendienst in den Partnerkirchen in Tanzania zu leisten. Innige Umarmungen mit den Lieben, Abschiedstränen und ein letztes Zurückschauen auf die Heimat - von Leipzig über Istanbul nach Dar es Salaam.
Die ersten Tage dieses nun vor uns liegenden Jahres verbrachten wir in Dar es Salaam, der mit etwa 4,3 Millionen Einwohner größten Stadt Tanzanias. Dort half uns Santa, eine ehemalige Freiwillige, die mit ihrer Familie in Tanzania lebt, im Auftrag des Leipziger Missionswerkes die ersten wichtigen Dinge zu erledigen. Gemeinsam schauten wir uns einige Ecken dieser mir riesig, laut, undurchsichtig, niemals ruhend und dennoch liebenswert erscheinenden Stadt an (z.B. Nationalmuseum, Coco Beach) und erhaschten erste Eindrücke des Lebens in einer tanzanischen Großstadt. Wir genossen das erste tanzanische Essen (Chipsi Mayai - selbstgemachte Pommes im Omelette), kauften erste Stoffe, um uns lange Röcke schneidern zu lassen und wechselten die ersten Worte in Kiswahili.

11 Tanzania-Freiwillige des Leipziger und Berliner
Missionswerkes am Coco Beach
Blick von der Lutherkirche auf Dar es Salaam 
Nach vier Tagen ging es weiter: Gemeinsam fuhren wir mit dem Bus etwa vier Stunden nach Morogoro. An der Sprachschule in Morogoro (Lutheran Junior Seminary Morogoro) erhielten 30 Tanzania-Freiwilligen deutscher Missionswerke zwei Wochen lang Unterricht in Kiswahili, der Amtssprache Tanzanias. Während wir in der Woche nach einem festen Tagesablauf unterrichtet wurden, unternahmen wir am Wochenende Ausflüge (Besuch eines Massaimarktes, Wanderung in dem Uluguru-Gebirge) und erlebten unsere ersten tanzanischen Gottesdienste, bei denen wir leider nicht so viel verstanden.
Der Unterricht, der je nach Vorkenntnissen in verschiedenen Gruppen stattfand, bestand aus zwei Elementen: Einerseits der direkte Unterricht, in dem uns Lehrer und Lehrerinnen die Grammatik sehr geduldig näher brachte und andererseits die sogenannten "Drill-Groups". In diesen Kleingruppen lernten wir vor allem durch Nachsprechen der von Sprachlehrer/innen vorgesprochenen Wörter, die dann eigenständig auf andere Beispiele übertragen wurden. Wir erstellten erste Satzkonstruktionen, glichen Attribute an ihre Bezugsworte an, brachten Verben in die richtige Zeitform... Nicht immer klappte das so, wie wir uns das gewünscht hätten. Kiswahili soll, so sagen zumindest alle, die es können, eine recht einfache Sprache sein, weil Vieles logisch zusammenhängt und es nicht all zu viele Ausnahmen gibt. Dennoch ist es eben keine germanische Sprache wie Deutsch oder Englisch, sondern eine Bantu-Sprache, sodass es für mich kaum bis gar keine Zusammenhänge gibt, die beim Lernen helfen würden. Im Nachhinein würde ich sagen, dass in diesen zwei Wochen vor allem viele grammatische Grundlagen gelegt wurden auf denen wir nun aufbauen können.
Leider wurden einige Freiwillige in diesen Wochen auch krank, hatten beispielsweise Malaria oder Typhus. Trotz allem bin ich sehr froh über diese Zeit, in der wir Freiwillige uns auch viel besser kennen lernen konnten. Gekrönt wurden diese zwei Wochen durch eine feierliche Zeremonie, in der wir unsrere Zertifikate erhielten. Für diesen Abend hatten wir gemeinsam mit unseren Lehrern tanzanisch gekocht: So gab es beispielweise Ugali (Getreidebrei aus Maismehl), Pilau (Langlornreis mit bestimmten Zutaten), Dagaa (ganz kleine Fische), verschiedenes Gemüse und Vieles mehr. Gekocht wurde über dem Feuer.

Vom Gelände der Sprachschule:
Blick auf das Uluguru-Gebirge




Klettern auf Kokospalmen - die Stufen wurden
von Tanzaniern gemacht, um an Kokosnüsse zu gelangen
Gemeinsames Kochen über dem Feuer

Buntes Treiben in Morogoro: